BEICHTE: Verzeiht, was unverzeihlich scheint

aus Cayennepepper, Jugendzeitschrift des Erzbistums Hamburg

Fehler macht jeder. Im Sakrament der Versöhnung vergibt Gott den Menschen.

Der Kuss hatte sich sehr gut angefühlt. Aber alles, was danach kam, fühlte sich schrecklich an. Christoph ist tabu, das wusste Anna natürlich. Weil er Jacquelines Freund war und Jacqueline ihre beste Freundin. Anna wollte Christoph nicht küssen. Nicht wirklich zumindest. Aber dann war es einfach passiert, als er sie vor ein paar Wochen nach Hause gebracht hatte. Und es fühlte sich gut an. So gut, wie sie es sich vorgestellt hatte, seit sie Christoph das erste Mal begegnet war.
Als Anna aus seinem Auto ausgestiegen und er mit einem Grinsen davongefahren war, fühlte sich gar nichts mehr gut an. Am nächsten Nachmittag waren Christoph und Jacqueline kein Paar mehr und Anna traute sich nicht, ihre beste Freundin anzurufen. Was hätte sie auch sagen sollen? Alles, woran sie denken konnte, war, dass es viel unerträglicher war, Jacky zu verlieren als es jemals hätte sein können, Christoph nicht zu küssen.
Anna hat niemanden, mit dem sie über ihren Fehler reden kann. Sie hat ja immer alles mit Jacky besprochen. Und ihre gemeinsamen Freunde trösten jetzt die Betrogene. Für Anna ist kein Mitgefühl übrig.
Sie fühlt sich schrecklich einsam und findet, sie ist selbst schuld daran. Sie schämt sich zu sehr, um Jacky anzurufen und sie um Verzeihung zu bitten. Und sie schämt sich auch, ihrer Mutter davon zu erzählen, der sie große Probleme sonst schon anvertrauen kann. Schuld, Schmerz und Scham lähmen Anna. Sie nehmen ihr schier die Luft zum Atmen.
Fehler macht jeder. Kleine Fehler, Unachtsamkeiten, die aber auch weh tun: Wenn man lieber im Internet surft als die Wäsche zu machen, wie man es seinen Eltern versprochen hat, sind sie bestimmt enttäuscht.
Fehler, die man oft macht, die fast schon so etwas wie Gewohnheit geworden sind: Im Streit den kleinen Bruder anschreien und mit Beleidigungen richtig fertig machen. Das tut ihm weh, auch wenn er mindestens genau so laut schreit.
Und es gibt auch richtig große Fehler, die dann auch richtig schlimm weh tun. Mir selbst und dem, den ich verletzt habe. Wie es Anna passiert ist.
Es ist gut zu wissen, dass es jemanden gibt, der alle Fehler verzeiht, kleine und große. Auch die, die uns selbst unverzeihlich erscheinen. Weil er alle Fehler, die ein Mensch machen kann, sowieso schon kennt. Das ist Gott.
Was Gott mit dem Kuss von Christoph und Anna zu tun haben soll? Nun, wer an einen Gott glaubt, der die Menschen liebt, weiß auch, dass er will, dass wir liebevoll miteinander umgehen. Streit, Verletzungen und Schmerz machen nicht nur uns traurig, sondern auch Gott.
Christen glauben: Jedes Mal, wenn wir anderen weh tun oder uns selbst, tun wir auch Gott weh. Und sie glauben an die Versöhnung: Kein Fehler ist unverzeihlich. Untereinander mag es uns oft schwer fallen, uns zu verzeihen und die Beziehung zueinander wieder zu heilen. Aber mit Gott dürfen wir uns jederzeit versöhnen. Das Sakrament der Versöhnung ist die Beichte. „In der Beichte heilt Christus die gestörte Beziehung, indem er durch den Priester sagt: Es ist gut“, sagt Jugendpfarrer Johannes Zehe.
Damit, dass ich Gott und einem Priester meine Fehler beichte, ist die Sache allerdings nicht erledigt. So funktioniert die Beziehung zu Gott nicht, und die Beziehung zu anderen Menschen auch nicht. Durch die Beichte wird ein Fehler nicht ausradiert. „Zur Beichte gehört, dass mir leid tut, was ich getan habe und dass ich es besser machen will, sonst würde Beichten ja sinnlos sein“, sagt Johannes Zehe. Es gehört also dazu, dass man die Eltern, den kleinen Bruder oder die beste Freundin um Verzeihung bittet. Auch, oder vor allem, wenn es schwer fällt. Weil man sich so sehr schämt wie Anna. Oder weil man selbst verletzt ist über das, was einem der Bruder im Streit an den Kopf geworfen hat. Dabei hilft es, wenn man weiß: Gott hat mir schon verziehen. Ich bin kein schlechter Mensch, weil ich etwas Schlechtes getan habe.
Anna war bei der Beichte. Sie fühlt sich jetzt nicht mehr so einsam und ist erleichtert, jemandem mal aus ihrer Sicht die Geschichte erzählt zu haben. Anna hat Jacky einen langen Brief geschrieben. Darin hat sie sie um Verzeihung gebeten und ihr gesagt, dass sie sie sehr vermisst. Die beiden Freundinnen haben bisher noch nicht wieder miteinander geredet. Aber vor ein paar Tagen in der Schule hat Jacky gelächelt, als sie an Anna vorbei gegangen ist. Vielleicht wird ja alles wieder gut.

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